5 Tipps für Eltern zum Homeschooling

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An wen richten sich diese Tipps zum Fernunterricht?

Corona ist doof, aber noch schlimmer ist Homeschooling. Lies weiter, wenn du eine der folgenden Fragen mit einem Ja beantworten kannst:

  • Homeschooling ist Horror für dich und dein Kind?
  • Es artet in einen Kampf aus, das Kind zur Arbeit für die Schule zu motivieren?
  • Du bist sauer auf die Lehrer?
  • Dein Kind hält sich nicht an Verabredungen?

Der folgende Kurzratgeber geht davon aus, dass es dir gelingt, den Online-Unterricht zumindest organisatorisch zu meistern. Dass du also dafür sorgen kannst, dass dein Kind Zeit und die technischen Mittel hat, seine Aufgaben für die Schule zu erledigen.

Es klappt trotzdem nicht? Hier kommen die fünf Tipps der Gestaltpädagogin Janina Stenzel, wie du die Situation neu betrachten und vielleicht sogar Gewinn daraus schöpfen kannst.

Aber Vorsicht! Die Ratschläge haben Nebenwirkungen und Spätfolgen. Wenn du nicht wünschst, dass jetzt langfristige Veränderungen in deinem Leben beginnen, solltest du diese Tipps ignorieren.

Los geht's: fünf Tipps, was du mit deinem Kind aus dem Horror Homeschooling lernen kannst.

1. Kläre dein eigenes Verhältnis zu deinen Verpflichtungen!

„Mein Kind ist nicht motiviert, seine Aufgaben zu machen. Es gibt nur Streit und Kampf deswegen.“

Wie viel Zeit deines Tages verbringst du damit, Dinge zu tun, die du eigentlich hasst? Anders gefragt: Warum hasst du sie, wenn du sie doch in dein Leben geholt hast? Du bist erwachsen und alles, was in deinem Leben stattfindet, ist die Folge von Entscheidungen, die du getroffen hast.

Wenn du dem jetzt widersprichst und dich auf Personen oder Umstände berufst, die dich in deine Lage zwingen, dann bist du eben nicht erwachsen. Das heißt: Dein Kind hat ein schlechtes Vorbild. Ändere dein Leben oder ändere deine Einstellung zu deinen „Verpflichtungen“! (Wie du Veränderungen in deinem Leben initiieren kannst, ist ein sehr großes Thema, für das es eine eigene Tipp-Liste braucht.)

Wenn du deinem Kind vorleben kannst, dass Aufgaben und Pflichten nicht das Gegenteil von Leben sind, sondern die konkrete Umsetzung von Leben, ändert sich die Bedeutung dieser Begriffe. Wenn du selbst Freude und Zufriedenheit ausstrahlst bei dem, was du tust, wird das überzeugender sein als moralische Vorhaltungen.

Du hast es zwar nicht in der Hand, ob sich dein Kind von dir als Vorbild überzeugen lässt. Aber du solltest dich zumindest selbst für ein gutes Vorbild halten. Ein Vorbild manipuliert nicht, es handelt aus eigener Überzeugung. Spiele keine Show für dein Kind, spiel deinem Kind nicht vor, wie „man“ sein sollte, halte keine Vorträge darüber, dass das Leben nicht nur aus Spaß besteht. Finde eine Balance, mit der du selbst zufrieden bist.

Hier liegt eine große Chance im Homeschooling: Dein Kind kann jetzt kapieren, dass Elternsein kein Beruf ist. Es ist nur ein Teil deines Lebens. Dein Kind hat sich vielleicht daran gewöhnt, dass du alle anderen Teile deines Lebens auf dein Elternsein abstimmst. Das ist teilweise sehr sinnvoll, teilweise aber auch schädlich. Denn auch Kindsein ist kein Beruf.

Es ist nicht die Aufgabe deines Kindes, dir eine sinnvolle Lebensbeschäftigung zu geben. Wenn du dich so sehr für die Erledigung seiner Hausaufgaben interessierst, dass es kein anderes Thema mehr zwischen euch gibt, muss es auf die Idee kommen, dass du dich nicht mehr ernstgenommen fühlst, wenn es dir diese Aufgabe nimmt. Oder dass du anderen Blödsinn machst, von dem es dich dringend abhalten muss. Damit kommen wir zum nächsten Punkt.

2. Lerne aus deiner eigenen Prokrastination!

„Mein Kind schiebt alles bis zum letzten Drücker auf, und dann gibt es Stress, weil der Zeitdruck nervt.“

„Prokrastination“ ist das aktuelle Modewort für „Aufschieberitis“. Man gesteht sich dabei nicht ein, dass man etwas nicht machen möchte und sucht nach Handlungen, die das eigentliche Vorhaben aufschieben. Am Ende des Tages stellt sich dann heraus, dass alle diese kleinen Aufschiebereien große Zeitfresser waren, und man ist mit sich und der Welt unzufrieden. Man verurteilt sich für seine Charakterschwäche, leidet unter Zeitdruck oder bekommt Probleme mit Menschen, denen man etwas zugesagt hatte, was man nun nicht einhalten kann.

Bevor du irgendwas gegen deine Prokrastination unternimmst, solltest du sie erst mal ehrlich und gründlich beobachten. Beurteile sie nicht, sondern studiere sie wie ein Naturphänomen. Möglichkeiten zu prokrastinieren gibt es unendliche. Hier sind einige Beispiele:

  • Du fängst an, störende Dinge wahrzunehmen, und musst zuerst etwas putzen, aufräumen oder reparieren.
  • Du suchst nach konträren sinnlichen Eindrücken, besonders bei stupiden Arbeiten. Pornos als Antidot zu Excel-Tabellen und Buchstabenwüsten. Katzenvideos statt technischer Daten. Beautytipps und Promitratsch gegen Alltagsroutine.
  • Du nimmst deinen Körper als unterfordert wahr, suchst etwas zu essen, einen Grund, dich zu bewegen oder dich ausgiebiger Körperpflege zu widmen.
  • Du schiebst den Grund für deine Aufschiebereien auf eine andere Person, die du wickeln, füttern, bekochen oder bespaßen kannst.
  • Du träumst dich zu deinen Helden hin, die irgendwas geschafft haben, wovon du weit entfernt bist: Fußballer, Rekordhalter, Millionäre. Du liest etwas über sie oder schaust dir Videoclips über sie an.
  • Du führst lieber Hausaufgaben-Kämpfe mit deinem Kind, weil deine eigenen Aufgaben dich noch mehr anstrengen oder langweilen.

Wenn du deine Lieblingsprokrastination gefunden hast, prüfe, ob dir diese Tätigkeit wirklich gefällt. Wenn sie nur dann etwas wert ist, wenn sie von etwas anderem ablenkt, ist sie gar nichts wert! Mache dir eine Liste von Aufschiebegründen, die du wirklich gut findest. Hör auf, sie zu Zeitfressern zu degradieren, sondern nimm wahr, dass sie eine wichtige Funktion haben. Sie helfen dir, Einseitigkeit zu vermeiden. Du kannst mit ihnen in eine gesunde Balance deiner Bedürfnisse kommen.

Es gibt Tage, an denen man kraftlos von Prokrastination zu Prokrastination dümpelt. Wenn diese Tage die Ausnahme sind, bist du gut dran. Du kannst lernen, die Prokrastination einfach in eine Belohnung zu verwandeln. Dafür teilst du dein Pflichtprogramm in kleine Portionen ein und belohnst dich nach jeder abgeleisteten Pflicht-Portion mit einer Belohnungsportion. Wichtig: Du legst vorher fest, welchen Zeitaufwand die Belohnung einnehmen darf und hältst dich streng daran, dass die Belohnung nicht den Zeitaufwand der Pflicht übersteigen darf. Bei diesem Muster bleibst du auch dann, wenn es dir schwerfällt.

Außerdem machst du dir schon vor dem Beginn mit deiner Arbeit einen Fahrplan, was du wann geschafft haben willst. Sich ohne äußere Zwänge selbst einen gesunden Rhythmus zu geben ist schwer. Schwerer, als sich über vorgegebene Zwänge zu beschweren.

Wenn du deinem Kind gar nicht vorleben kannst, was du und die ganze Welt von ihm erwarten, gerätst du mit deinen Forderungen in einen aussichtslosen Machtkampf. Statt zu kämpfen, könnt ihr euch verbünden. Macht das Aufschieberitis-Problem für euch beide zum Experimentierfeld. Gründet eine Lern-Partnerschaft. Mach dich darauf gefasst, dass du in diesem Fall sehr viel von deinem Kind lernen wirst.

Das Vertrauen in unseren Körper und unsere Seele, dass sie für alle Bedürfnisse den richtigen Zeitpunkt kennen, ist uns Erwachsenen abhandengekommen. Aber wir können es mit achtsamer Selbstbeobachtung wiedererlangen. Alle Einschränkungen, die wir derzeit durch die Pandemie-Regeln erleben, erleichtern es uns in Wirklichkeit, uns selbst wieder besser kennenzulernen.

Gerade das Distance Learning bietet unseren Kindern die Möglichkeit, (wieder) zu einer eigenen gesunden Balance zwischen Pflicht und Kür zu finden. Die Schulen haben zwar im letzten Jahrzehnt viel dafür getan, ihre starren Strukturen aufzubrechen und gesündere und dynamischere Tagesabläufe zu gestalten. Aber das System ist viel zu komplex, um wirklich alle individuellen Bedürfnisse dort ausleben oder überhaupt erst kennenlernen zu können.

Dein Kind ist noch näher dran an seinen wahren Bedürfnissen. Es hat (wahrscheinlich) noch keine Süchte (Kaffee, Zigaretten, Essen, Pornos, PC-Spiele, Einkaufen) manifestiert und bekommt klarere Körpersignale. Für viele Kinder und Jugendliche ist es ein Segen, dass sie morgens nicht mehr aus dem Bett gerissen werden müssen. Für dich auch? Mach dir klar, welch ein Glücksfall das ist und starte beschwingt und ohne Umwege in deinen Tag!

3. Hör auf, anderen die Schuld zu geben!

„Die Schule verlangt unrealistische Sachen, die Politiker treffen schlechte Entscheidungen und mein Kind muss darunter leiden.“

Andere machen Fehler. Das ist so. Aber vielleicht machen alle alles nach gutem Gewissen richtig – und es geht einfach nur an deinen persönlichen Bedürfnissen vorbei. Die Schule wird einfach zugemacht, ohne dass du gefragt wurdest?
Es wird einfach verlangt, dass dein Kind Zugang zu allen technischen Voraussetzungen für digitalisierten Unterricht hat, und du kannst jetzt zusehen, wie du das organisiert und bezahlt kriegst? Du sollst jetzt den Hilfslehrer spielen, während die bezahlten Pädagogen sich faul unsichtbar machen?

Wenn du die Entscheidungen anderer so deutest, als seien sie gegen dich gerichtet, programmierst du dich auf das miese Gefühl, vom Leben gemobbt zu sein. Das geschieht natürlich unbewusst. Denn auf der bewussten Ebene siehst du handfeste Fakten für deine Überzeugung, dass das Problem von unfähigen Entscheidern ausgeht. Was dir nicht bewusst ist: Du hast dich der Überzeugung von deiner Machtlosigkeit selbst ausgeliefert. Als machtloses Wesen gehst du selbst in dein Kindheits-Ich (ein Begriff aus der Transaktionsanalyse, den du aber intuitiv in diesem Zusammenhang richtig erfassen kannst, ohne dich mit Theorien darüber abzulenken).

Im Kindheits-Ich zu sein heißt: Du hast die Verantwortung für dein Handeln abgegeben an eine willkürliche Eltern-Autorität, die du dir selbst erschaffen hast. Im schlimmsten Fall sendest du an deine Umwelt gleichzeitig zwei Botschaften, die einander widersprechen. Einerseits handelst du aus deinem renitenten Kindheits-Ich und andererseits versuchst du äußerlich einen autoritären Erwachsenen zu spielen. Ist es ein Wunder, wenn das nicht funktioniert?

Alles, was unbewusst geschieht, hat eine starke Macht in pädagogischen Interaktionen. Kinder und Jugendliche haben unglaublich feine Antennen für alles Lebendige und Intuitive. Sie spüren durch das hindurch, was wir sagen und meinen, und tasten nach dem, was das ungefilterte Leben ist. Alles, was du in deinen Schatten gedrängt oder rationalisiert hast, spüren sie auf, um sich daran abzuarbeiten und etwas über das Leben auf diesem Planeten zu erfahren, woraus sie ihre authentischen Überzeugungen entwickeln können. Wenn du in dir das Gefühl hegst, fremdverfügt und machtlos zu sein, wird dein Kind dies spüren. Sogar, oder erst recht, wenn du eine Machtposition einnimmst und autoritäre Gesten demonstrierst.

Wenn du selbst aus der Überzeugung lebst, dass andere Entscheidungen gegen dich getroffen haben, gibst du diese Überzeugung an dein Kind weiter. Heimlich habt ihr euch damit einen psychologischen Gefallen getan: Ihr seid Verbündete gegen den Rest der Welt. Auf „die Schule“ oder einzelne Lehrerinnen und Lehrer zu schimpfen, ist ein erprobtes Mittel, um zwischen Eltern und Kind Einigkeit und Harmonie herzustellen. Herausforderungen kann man so geschickt umschiffen. Welche Botschaft hast du da für dein Kind?

„Es ist ganz schrecklich, was dir hier durch das Lernen zu Hause zugemutet wird, mein Schatz, es tut mir ja so leid! Bitte lass es nicht an mir aus. Ich zwinge dich ja nicht freiwillig, ich würde dich freiwillig nie zu irgendwas zwingen, was dir keinen Spaß macht.“

Solltest du dich darin wiedererkennen, wundere dich nicht mehr, dass dein Kind nicht daran interessiert ist, die Verantwortung für seine schulischen Aufgaben oder sein Lernen zu übernehmen. Wer anderen die Schuld an seinem Handeln gibt, ist nie überzeugend!

Es ist nicht schädlich für eure Beziehung, wenn du dein Kind einmal zu etwas zwingst, wovon du überzeugt bist, dass es gut ist, obwohl dein Kind keinen Spaß daran hat. Wenn du es mit Liebe aushalten kannst, dafür gehasst zu werden.

4. Tu Dinge, die du sinnvoll findest!

„Ständig wechseln die Regeln und Vorgaben für die Schule, um angeblich die Corona-Pandemie einzudämmen. Man weiß gar nicht, wie man es mit seinem Kind richtig machen soll.“

Ja, es gibt viel Nebel in diesen Tagen. Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung der Corona-Pandemie lösen einander in kurzen Sequenzen ab. Mitunter hat man das Gefühl, nicht das volle Ausmaß der Informationen zu bekommen. Überhaupt gibt es mal wieder mehr Meinungen als Fakten. Verwirrend. Wie sollen Lehrerinnen und Eltern in all dem Chaos noch wissen, was richtig und was falsch ist?

Man weiß es nicht. Und darin liegt die gute Botschaft! Jetzt ist der Moment gekommen, dich nach deinem eigenen Leuchtturm auszurichten. Tu das, was du sinnvoll findest! Finde heraus, was für dich sinnvoll ist. Warte nicht mehr darauf, dass ein anderer es dir sagt. Die gerade stattfindenden Ereignisse zeigen dir, dass es kein objektives falsches oder richtiges Verhalten mehr gibt.

Dein Kind braucht eine Pädagogik, die mit der fehlenden Sicherheit in unserer Lebenswelt umgeht – und nicht eine, die versucht dagegenzusteuern.

Wenn du merkst, dass dich eine Anweisung, eine Regel, eine Vorgabe aufregt, steigere dich nicht hinein, sondern tu das Gegenteil: ignoriere sie für einen Moment. Frage dich, was im Moment das Wichtigste für dich ist.

Ein paar Beispiele:

  • Du hast gerade ein ganz persönliches Anliegen: Brauchst du ganz dringend Zeit, um etwas zu erledigen, hast aber keine Möglichkeit, dein Kind und seine drei Geschwister betreuen zu lassen?
  • Deine soziale Verantwortung steht im Vordergrund: Möchtest du dafür alles tun, was man aktiv tun kann, um dieser Pandemie den Kampf anzusagen?
  • Die intellektuelle Karriere deines Kindes macht dir Sorgen: Möchtest du so viel Kontrolle wie möglich über die Lerninhalte, damit du Versäumnisse von Lehrern und Schule ausgleichen kannst?
  • Die psychische Gesundheit steht an erster Stelle für dich und dein Kind: Fürchtest du, dass die gehemmte Kontaktaufnahme unter Pandemie-Vorgaben für die Gestaltung späterer Sozialkontakte Probleme bringen wird?

Wenn du herausgefunden hast, was für dich selbst im Moment das Wichtigste ist, nimm es ernst und blockiere dich nicht selbst. Bevor du etwas tust oder lässt, verhindere zuerst, dass du dich selbst in Widersprüche verzettelst.

Du kannst nicht alles gleichzeitig und du musst nicht alles gleichzeitig!

Behalte dir selbst vor, dass deine Prioritäten sich ändern können. Löse Probleme erst, wenn sie dran sind.

Überprüfe Gerüchte! Schwarzmalerei ist ein beliebtes Mittel in der Eltern-Community einer Schulklasse oder Kita-Gruppe, um das angenehme Gefühl von Zusammenhalt herzustellen.

Unterscheide äußeren Zwang und selbstgemachten Zwang! Wenn du etwas sinnvoll findest, sollte es sich nicht so anfühlen, als würdest du gegen einen Widerstand handeln. Im Chaos aller Coronaregeln, Verbote und Anordnungen kannst du jetzt eins mit deinem Kind gemeinsam lernen: mit Chaos umzugehen, indem du tust, was du selbst sinnvoll findest.

5. Lass los und lerne von deinem Kind!

Was früher in Deutschland verboten war, ist nun Pflicht: Kinder lernen zu Hause bei ihren Eltern und von ihren Eltern. Früher wanderten Familien sogar aus, um sich diesen Traum zu verwirklichen.

In den letzten Jahrzehnten haben sich besonders die Grundschulen sehr verändert. Weil Kinder sich dank des demokratischen und empathischen Erziehungsstils heutzutage nicht mehr so leicht manipulieren lassen, sind viele althergebrachte Unterrichtsmethoden nicht mehr durchführbar oder sinnlos geworden. Heute verstehen sich viele Grundschulen und weiterführende Schulen als Teil der Lebenswelt der Kinder, die auch von den Kindern und ihren Interessen mitgestaltet wird. Und die Kinder erobern sich diesen Raum spielerisch und selbstbewusst.

Wenn du die vier anderen Tipps in diesem Kurzratgeber nicht oder nicht mehr auf dich anwenden möchtest, ist vielleicht dieser fünfte Tipp genau der passende für dich. Vertrau darauf, dass dein Kind nicht dumm bleiben, sondern lernen möchte!

Hör für eine Weile auf, dein Kind zu irgendwas zu zwingen.

Hör auf, dir selbst Druck zu machen, dass es etwas „Sinnvolles“ sein muss.

Interessiere dich dafür, womit sich dein Kind beschäftigen möchte.

Du hast Angst, dass es dann in der Schule nicht mehr mitkommt? Woher kommt diese Angst? Hast du schon alle Schwarzmaler-Gerüchte überprüft? Weißt du sicher, welche Klausuren und Klassenarbeiten überhaupt geschrieben werden? Welche Konsequenzen wird es wirklich in dieser Situation haben, wenn dein Kind den Schulstoff nicht draufhat?

Es gibt niemanden, der jetzt sagen kann, wie sich die Welt nach der Pandemie neu ordnet. Sie wird es aber tun müssen. Unsere wirtschaftliche Gesamtsituation und somit das ganze Sozialgefüge werden sich sehr verändert haben, wenn das Virus Covid-19 längst keine Bedrohung mehr für unsere Körper ist.

Interessiere dich dafür, wie dein Kind seine Welt wahrnimmt! Vielleicht sind da Perspektiven, die noch ganz ungewohnt sind für dich? Interessiere dich ohne schnelle Urteile dafür und geh mit deinem Kind gemeinsam auf die Reise in die möglichen Zukünfte. Gib nicht gleich jeder Skepsis nach, verurteile nichts zu schnell als Zeitvernichtung. Es ist ein Spiel. Spielen braucht Zeit – und endlich hat dein Kind Zeit!

Zum Spielen braucht man heute einen Bildschirm genauso wie eine Buddelhose. Viele Eltern nervt das kolossal. Warum eigentlich?

Mit einem digitalen Ich in einem digitalen Raum unterwegs zu sein ist längst selbstverständlich für die meisten Erwachsenen. Für Kinder finden wir das gefährlich. Ist es auch! Bildschirmsucht kann eine tragische Angewohnheit werden.

Wie viel Bildschirmzeit verbringst du selbst täglich? Also wieder ein Lernfeld, das du mit deinem Kind gemeinsam bearbeiten kannst! Wenn es für dein Kind besser ist, digitales Spielen in ausgewogenem Maße mit sinnlichen und körperlichen Erfahrungen abzuwechseln, ist es das für dich auch. Lerne von deinem Kind, was Körper und Geist wirklich brauchen.

Unsere Kinder haben heute einen theoretisch unbegrenzten Zugang zu unbegrenztem Wissen. Das Bewusstsein dafür zu schärfen haben sich viele Grundschulen längst auf den Lernplan geschrieben. Die Pandemie hat immerhin den letzten Zweifler vom praktischen Nutzen digitaler Kommunikation in der Schule überzeugt. Homeoffice und Homeschooling sind ohne Internet undenkbar – aber das Internet und seine Möglichkeiten wurden nicht für die Erledigung von Hausaufgaben konzipiert. Kein Kind wird das glauben. Statt vor den Gefahren zu warnen, gilt es digitale Möglichkeiten (und Gefahren!) gemeinsam zu erforschen.

Von deinem Kind lernen heißt nicht, ihm deine Probleme zu übergeben. Es kann dir nicht zeigen, wie du deine Probleme lösen sollst. Geldsorgen, Berufsstress, Zukunftsängste – all diese Auswirkungen der Pandemie sind nicht die erfahrbare Wirklichkeit deines Kindes. Kinder und Jugendliche haben ihre eigenen Fragen an das Leben. Sie sind im Hier und Jetzt und erkennen Chancen, die wir als Erwachsene gar nicht mehr sehen. Wir kennen die Welt nur, wie sie war. Nicht, wie sie ist, und schon gar nicht, wie sie sein wird.

Provokativ gesprochen: Coronaviren sind die Wechseljahre unserer globalen menschlichen Vernetzung und wir haben die Verantwortung, unsere Kinder bei der Verantwortungsübernahme für ihre Zukunft zu unterstützen.

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Janina Stenzel, 25.03.2021, zuletzt aktualisiert am 28.03.2021

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